In Hamburg gehen wir zusammen mit Gerhard und Karin, Liam und Naomi an Bord der Grande Senegal. Gerhard und Karin sind vom Bodensee und wollen mit ihrem Hymer-Alkoven ein knappes Jahr in Südamerika bleiben. Gerhard ist schon in Pension aber Karin geht nach einem Sabbatjahr zurück in den Schuldienst. Das irische Paar Liam und Naomi will ebenfalls ein Jahr (oder länger?) mit ihrem 18 Jahre alten Range Rover in Südamerika verbringen. Geschlafen wird im Zelt – oben, auf dem Dach. Sie haben vor ein paar Monaten geheiratet. Die Flitterwochen sind es hier nicht – es ist ihr „new life“, wie sie sagen. In Antwerpen kommen Toni und Sylvie sowie Raymond und Paulette hinzu. Beide Paare fahren Geländewagen mit Aufstelldach (Toyota/Ford) und wollen ebenso ein Jahr in Südamerika verbringen.

 

Unsere Kabine ist funktionell eingeteilt, sauber, klimatisiert und wir haben unser eigenes Badezimmer mit Toilette und Dusche. Täglich kommt der Steward, räumt auf und macht sauber.

An Bord im Hamburger Hafen
An Bord im Hamburger Hafen
Unsere Kabine auf der Grande Senegal
Unsere Kabine auf der Grande Senegal

 

Schönes Leben hier: Kapitän und Crew sind rundum freundlich und hilfsbereit. Auf die Brücke können wir wann wir wollen – ja, es ist unser zweiter Aufenthaltsraum.  Ein Sofa ist dort für uns hergerichtet. Kordula löst dort Sudoku-Aufgaben, Naomi strickt  einen Pullover für ihr Enkelkind, ….. Interessant ist insbesondere die Navigation auf dem Frachter. Wir sind niemals lästig, manchmal wird uns sogar Kaffee angeboten. Wo gibt’s denn eine solche Teilhabe auf der Brücke sonst noch? Auf den Kreuzfahrtschiffen sicher nicht!

 

Die Navigation auf dem 220 m – Frachter ist grundsätzlich nicht anders als bei unseren 12 m – Yachten. So wird z.B. jede Stunde die Position am GPS abgelesen und auf der Papier-Seekarte ein Kreuz mit Bleistift gemacht - ggf. wird der Kurs korrigiert. Die Navigation allein mit der elektronischen Karte ist (noch) verboten. Einen Sextanten gibt es auch weil es Vorschrift ist - benötigt wird er aber nicht. Solch tolle Radaranlagen wie auf der Grande Senegal haben wir auf unseren Segelschiffen freilich nicht.

 

Kreuze in der Seekarte - so machen wir's auch!
Kreuze in der Seekarte - so machen wir's auch!
"On the top" u.a. mit den Radaranlagen
"On the top" u.a. mit den Radaranlagen

Wir essen zusammen mit dem Kapitän und den Offizieren zu festen Zeiten. Der Koch wie der Kapitän und die meisten Offiziere sind Italiener. Im 3- bis 4-gängigen Essen ist also immer Pasta dabei – in allen Variationen. Ein Steward bedient und gibt einem soviel man will. Mineralwasser gibt’ s unbegrenzt, Tischwein nur ¼ l pro Tag und Person kostenlos.

 

Es gibt einen Fitnessraum mit Tischtennisplatte, Fußballflipper, Übungsruder, ein Steh-Fahrrad, außerdem kann man im Liegen Gewichte stemmen – das war’s! Wir nutzen mindestens täglich einmal die Tischtennisplatte. Zur Unterhaltung gibt’s DVD’ s in englisch und holländisch, einige Spiele und paar englische Bücher.

Fitnessraum (1)
Fitnessraum (1)
Fitnessraum (2)
Fitnessraum (2)

Für meine Wirbelsäulengymnastik kann ich niemanden gewinnen. So mach ich das alleine.

Gymnastik (1)
Gymnastik (1)
Gymnstik (2)
Gymnstik (2)

Ansonsten verbringen wir den Tag mit „“Ratschen“, insbesondere mit Gerhard und Karin ebenso mit Liam und Naomi aber auch zum Teil mit der Crew. Spanischlernen wollen/sollen wir alle, haben aber nicht immer Lust dazu – maniana! Manchmal tun wir einfach nichts, lesen ein Buch, betrachten das Meer – sehen auch ab und zu Wale und Delphine, wir liegen in der Sonne, schauen in die wattebauschigen Passatwolken…. Am Abend ist meist „Casino-time": Wir spielen Romme, das irische Whist und anderes.

 

Es gibt ein paar besondere Ereignisse. Liam ist Zwillings-Großvater geworden. Einen Tag später hat Kordula Geburtstag. Beides wird mit je einer Flasche Whisky begossen, denn Sekt gibt’s nicht an Bord. Am nächsten Tag bringt der Steward wieder 6 Gläser und fragt, ob das mit dem Whisky so weitergeht. Nein!

Erst an Gerhard’ s Geburtstag ist wieder eine fällig.

 

"Casino-time"
"Casino-time"
Kordula's Geburtstag
Kordula's Geburtstag

Wir absolvieren eine Feuerübung und besichtigen den gigantischen Maschinenraum.

Firedrill
Firedrill
Im Maschinenraum
Im Maschinenraum

Dakar(Senegal) ist nach Antwerpen unser zweiter Halt. Aus Reiseberichten anderer Südamerikafahrer wissen wir, dass vor allem in afrikanischen Häfen Wohnmobile aufgebrochen werden. Nach der Ankunft abends wollen wir unser Wohnmobil bewachen, der Chief lässt uns aber nicht runter zum Fahrzeug. Wir Passagiere sind vollkommen abgeriegelt, alle Türen nach draußen sind verschlossen, ebenso die meisten Decks. Hoffentlich geht alles gut - eine Transportversicherung haben wir nicht. Für Dakar bekommen wir am nächsten Tag Landgang. Ein Internetcafe ist nicht zu finden, jedoch können wir in einem Handy-Laden auf den neuesten Ipad’s Emails abrufen und beantworten.

In Dakar(Senegal)
In Dakar(Senegal)
Frauenmode in Dakar(Senegal)
Frauenmode in Dakar(Senegal)

Von Dakar (Senegal) geht es über den Atlantik nach Santos (Brasilien). Bei der Überquerung des Äquators warten wir auf die Äquatortaufe – leider vergeblich.

 

Zarate (Argentinien) ist unser nächsten Hafen und liegt am Rio Parana. Davor ist erstmal Ankern im Rio de la Plata angesagt. Wir liegen knapp eine Woche mit mindestens 50 anderen Frachtern vor Anker, die alle auf ein Einlaufen nach Buenos Aires, Zarate usw. warten. Schon beachtlich: Hier liegen hunderte Millionen Euro wochenlang nutzlos rum. Hinzu kommt der Unterhalt der Frachter: Unsere Grande Senegal kostet täglich 20.000,- Euro, so unser Kapitän.

Eine Woche vor Anker im Rio de la Plata...
Eine Woche vor Anker im Rio de la Plata...
...in der Gesellschaft von 50 anderen Frachtern
...in der Gesellschaft von 50 anderen Frachtern

Nach einer 18-stündigen Fahrt am Rio Parana erreichen wir Zarate. Es ist ein gigantischer Umschlagplatz für Fahrzeuge aller Art - mitten in der Pampa. Den 3-tägigen Aufenthalt nutzen wir für einen Ausflug nach Buenos Aires.

Fahrt am Rio Parana
Fahrt am Rio Parana
Restaurant am Rio Parana
Restaurant am Rio Parana
Autoumschlagplatz Zarate
Autoumschlagplatz Zarate

In Montevideo nehmen wir Abschied insbesondere von unseren liebgewonnenen Mitreisenden Gerhard und Karin sowie von Liam und Naomi. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!