Fährt man bei Huaquillas über die Grenze nach Ecuador, kommt man aus der schier endlosen Küstenwüste Peru’s in den Garten Eden mit üppiger, tropischer Vegetation. So durchqueren wir kilometerweit Bananenfelder.
Ecuador macht Freude - von Anfang an! Da ist der Dieselpreis von 20 Cent je Liter (!). Das Straßennetz ist bestens ausgebaut, denn Asphalt gibt es fast bis ins kleinste Dorf. Irgendwas vermisst man doch hier!? Ach ja, es fehlt der Müll. In Peru ist er überall - bergeweise. In Ecuador ist es blitzsauber, auf und an den Straßen und in den Städten. Die Autofahrer sind weniger aggressiv auf der Straße, die Leute sind freundlicher und lachen mehr als in Peru. Es ist gefühlsmäßig alles etwas entspannter – auch in Bezug auf die Sicherheit. Ein kleiner Wermutstropfen: Für den Navi gibt es von Garmin keine Karten für Ecuador. Wir haben wohl zahlreiche Koordinaten von anderen Reisenden, können diese aber mit dem Navi nicht nutzen - oder? Nein, unser Handy kann Android + GPS und es gibt das Programm "OsmnAnd" mit openstreetmap - kostenlos. Besser? Jein! Das Kartenmaterial scheint besser zu sein aber die Bedienerfreundlichkeit ist nicht so toll, da ist Garmin deutlich besser!
Unser erster Stopp in Ecuador ist in Cuenca, die Stadt der Panamahüte. Der Panamahut kommt nämlich nicht aus Panama sondern aus Ecuador. Genau genommen kommt das Material aus Montecristi, das in Cuenca verarbeitet wird.
Auf den Weg in den Norden liegt Biblian mit der burgartigen Kirche „Heiligtum der Jungfrau vom Morgentau“, deren Altar in den freiliegenden Fels gehauen ist.
Ingapirca ist die am besten erhaltene archäologische Stätte Ecuadors. Herzstück ist der mächtige Sonnentempel, der für religiöse Rituale und für Sonnenbeobachtungen genutzt wurde. Eigentlich könnte man vor dem Eingang zur Ruine stehen. Wegen Bauarbeiten übernachten wir lieber auf den Kirchplatz des Dorfes Ingapirca - Polizeibewachung gegenüber.
Von Alausi aus fahren wir mit der Transandenbahn. Sie verband früher Quito mit Guayaquil und soll wieder reaktiviert werden. Wir fahren die aufregendste Strecke von Alausi nach Sibambe, die die Teufelsnase hinunterführt. Es ist eine technische Meisterleistung, weil in den Berghang eine Zickzackroute eingekerbt wurde. Die Bahn fährt vorwärts den Berg entlang hoch über eine Weiche hinweg, dann wird diese Weiche umgelegt und der Zug fährt nun rückwärts weiter hinauf usw. Er erklimmt so eine 765 m hohe nahezu senkrechte Felswand, die Teufelsnase.
Das nächste Ziel unserer Begierde: Der Chimborazo (6310 m). Sein Gipfel ist wegen der an den Polen abgeplatteten Gestalt der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernte Ort der Welt.
Zur Höhenanpassung für den Chimborazo bleiben wir eine Nacht auf 3800 m im Dorf Pulingui San Pablo beim Hostel Casa del Condor.
Die Leute leben hier noch traditionell in Chozas, das sind strohgedeckte Hütten.
In dieser zugigen Hütte mit windschiefer Eingangstür...
... lebt diese fröhliche junge Frau. In der Abendsonne strickt sie Handschuhe, bis sie sich in diese Hütte verzieht.
Wie kommt sie bloß nachts bei etwa 0 Grad zu ihrer Bettwärme? Vielleicht hilft ihr der Kapuzenkerl, der abends zu ihr in die Hütte schleicht. Eine Standheizung wie wir hat sie sicher nicht.
Für unsere Chimborazo-"Besteigung" zum Refugio 2 haben wir ein Traumwetter.
Sprinterli bleibt auf 4800 m...
... während wir den Anstieg in Richtung Refugio auf über 5000 m in Angriff nehmen.
Bei 5236 m beenden wir den Anstieg wegen der Schneefelder. Immerhin haben wir 400 Höhenmeter in der 5000er Region geschafft. Wir schnaufen allerdings wie die Walrösser.
Dank unserer Höhenanpassung der Vortage ist die Übernachtung am Nationalpark-Eingang auf 4300m Höhe absolut problemlos.
Vom Chimborazo geht es runter auf 1800 m nach Banos. Nach der Anstrengung haben wir uns heiße Thermalbäder verdient.
Die Tourismusindustrie in und um Banos ist voll entwickelt: Mountainbiking, Wasserfallklettern, Canopy, Rafting, Bungee Jumping, usw. usw. – die Auswahl ist groß. Hier springt ein junger Engländer von der Puente San Francisco in Banos. Wir brauchen das alles nicht, weil wir das Meiste davon schon mal hatten. Vielmehr wollen wir in den Dschungel und auf der Amaconica über Puyo nach Quito.
Doch zuerst fahren wir mit Sprinterli rauf auf den Mirador Ojos del Volcan, um den aktiven Vulkan Tungurahu in voller Pracht zu sehen. Ja, er ist gerade aktiv!
Leider gibt sich der Vulkan sehr bedeckt, aber er hat einige Ausbrüche. So kommt der Restaurant- und Campingplatzbesitzer Rojelio eines Nachts und klopft an die Tür, ob wir denn das Rumpeln des Vulkans gehört hätten - und bringt uns das traditionelle Getränk Canelaso zum Probieren mit – sehr freundlich!
Unsere Fahrt geht von knapp 3000 m Höhe runter Richtung Dschungel. Wir besuchen einen Zufluchtsort für verletzte Tiere aus dem Regenwald und Tiere aus falscher bzw. verbotener Tierhaltung: „Merazonia Foundation“ bei Mera. Frank, ein Holländer, hat diese vor 10 Jahren mit drei anderen aus eigenen Mitteln gegründet und ist jetzt Leiter dieser Station.
Sprinterli im Regenwald: Abends und nachts schüttet es wie aus Kannen
Die Amaconica ist eine Straße am Rande des Amazonasbeckens auf 400 m Höhe in Nord-/Südrichtung. Alle Flüsse, die dann zusammen mit anderen den Amazonas bilden, haben ab hier bis zum Atlantik ein Gefälle von nur 400 m.
Da man im Dschungel die Tiere praktisch kaum sehen kann, besuchen wir eine weitere Tierauffangstation, die amaZOOnico. Sie kümmern sich um beschlagnahmte und entwurzelte Tiere. Gesunde Tiere werden wieder – soweit möglich - in die freie Wildbahn entlassen.
Die amaZOOnico ist tief im Urwald und kann nur auf dem Wasserweg erreicht werden.
Unser Kapitän bringt uns von Puerto Barantilla (östlich von Tena) am Rio Arajuno (Nebenfluss vom Rio Napo) auf einem Langboot zur amaZOOnico. Die Stromschnellen sind nicht einfach!
Alexandra aus dem schwäbischen Donauwörth erzählt uns die einzelnen Tiergeschichten vom Papagei über Ozelot, Ameisenbär zum Puma. Diese Schildkröte übrigens lag auf dem Rücken und kam nicht mehr auf die Beine. Alexandra ist in der amaZOOnico drei Monate Volontärin und bekommt dafür nix – im Gegenteil: Für Unterkunft und Verpflegung muss sie noch bezahlen. Ihre Arbeitszeit ist immerhin von morgens 7.00 Uhr bis abends 18.00 Uhr. Alle Achtung!
Auf der Weiterfahrt nach Quito:
Diese (noch) glitschigen weißen Dinger sind Kakaobohnen. Sie werden am Straßenrand getrocken bis sie dunkelbraun sind. Abgase vorbeifahrender Autos werden beigemischt - auch von uns haben sie was abbekommen.
Nochmal Banos: Termas Jamanco, Papallacta
Ist man schon mal in Quito bietet es sich an, Galapagos zu bereisen. Einzig die Last-Minute-Preise (halber Preis) sind für uns akzeptabel. Das hätten wir auch bekommen – aber keine passenden Flüge. Wir begnügen uns vorerst mit „Galapagos des kleinen Mannes“ (lonely planet) und düsen an die Pazifikküste nach Puerto Lopez, um von dort auf die Isla de la Plata zu gelangen. Diese Insel ist „ein ziemlich getreues Abbild einer Galapagosinsel“ (lonely planet).
Eine ausgedehnte Bergstecke ist zu bewältigen, bis wir die Küstenebene (mit schlaglöchriger Teerstraße) erreichen.
Landschaft und Menschen, Leben und Legenden sind Inhalt der weltberühmten Tigua-Malerei, benannt nach dem Bergdorf Tigua. Hier zwei Bilder, die wir in Tigua fotographiert haben.
Auf der Fahrt von Quito an die Pazifikküste machen wir einen Stopp am Kratersee Quilotoa.
Unten am Kratersee: Auf knapp 4000 m Höhe für uns zum Baden viel zu kalt
Am Pazifik angekommen:
Wir stehen in Pto. Lopez - wie in Equador schon seit Wochen - wild. Es ist hier ein Platz nahe dem Schweizer Hotel Mandala.
Bei uns gibt's fast täglich Gemüse. Dementsprechend muss auch jeden Tag geschnipfelt werden.
Für die 3-Stunden-Wanderung auf der Isla de la Plata ist das Wetter recht bedeckt - gut so!
Uns zieht es zurück in die Berge, schließlich wartet noch der Cotopaxi auf uns.
Sprinterli muss unten bleiben -
auf 4600 m....
...während wir zum Refugio (4900 m) hochkraxeln. Dieses wird gerade umgebaut und erheblich vergrößert.
Das Dach muss - wie alle anderen Bauteile - mühsam mit Eseln hochgetragen werden.
Zurück in Quito
Etwas nördlich von Quito verläuft der Äquator. Wir verlassen die Südhalbkugel!
Er hat's geschafft, sie noch nicht: Am Äquator sollte die Flüssigkeit eines Eies den Schwerpunkt senkrecht nach unten ziehen, so daß das Ei auf einer Nagelspitze stehen bleibt.
Läuft man mit geschlossenen Augen am Äquator (rote Linie), sollte man eigentlich keine Abdrift nach links oder rechts haben. Dieser Herr ist Nordeuropäer, deswegen zieht es ihn nach Norden!?
Auf dem Weg in den Norden von Ecuador: Bei Otavalo liegt die Laguna Cuicocha (Meerschweinchensee). Die zwei Inseln sollen wie die Rücken von Meerschweinchen aussehen - naja, wir haben doch Phantasie, oder?
Vom 05.05. bis 10.06. machen wir Heimaturlaub. Das Sprinterli steht während dieser Zeit am Platz von Patricia und Hansjörg. Ihnen gehört die Finca Sommerwind in Ibarra, im Norden von Ecuador (http://finca-sommerwind.com/). Sprinterli steht hier zu einem sehr akzeptablen Preis von 1 $ pro Tag.
Wir sind wieder zurück aus dem Heimaturlaub und treffen am Platz auf Pierre und Monique - ein ganz liebenswürdiges Pärchen aus Frankreich. Leider müssen sie schon nach zwei Tagen weiter.
Tja und wir, wir sind schon wieder mittendrin, als wären wir nicht weg gewesen.
Der Campinplatz von Patricia und Hansjörg ist ein "Wohlfühlplatz". Obwohl es noch über einen Monat hin ist beginnen wir deshalb schon hier mit der Vorbereitung des Sprinterlis auf die Verschiffung von Cartagena/Kolumbien nach Colon/Panama. (Die Panamericana ist auf einer Strecke von 110 km nicht befahrbar - Darien-GAP). Wir Schwaben sagen: "gmacht isch gmacht!"
Bei der roro-Verschiffung muss der Autoschlüssel abgegeben werden. Dem Hafenarbeiter steht also das Paradies unseres Wohnmobiles zur Verfügung. Deshalb planen wir eine Trennwand hinter dem Fahrer- bzw. Beifahrersitz. Selbst wenn wir dann die Zentralverriegelung deaktivieren kommt man manuell bei der Schiebe- und Hecktür in den Wohnraum rein. So wechseln wir die Zylinderschlösser bei der Schiebe- und Hecktür - eine diffizile Arbeit.
An Schiebe- und Hecktür montieren wir zusätzlich je ein Abus-Schloss oben drauf. Jetzt müßte der Dieb schon zwei Schlösser je Tür knacken. Es ist ein weiteres Hindernis - mehr nicht.
Die Fahrer- und Beifahrerfenster bekommen ein "Laminados de Securidad", eine Sicherheitsfolie. Ein manuelles Zerstören etwa mittels Vorschlaghammer ist jetzt (angeblich) unmöglich. Lediglich mit einer Schusswaffe kann man die Fenster crashen. Freilich bleibt die Windschutzscheibe ein Sicherheitsrisiko.
Die nächste Aktion hat nix mit der Verschiffung nach Panama zu tun. Wir denken, die Außenhaut des Sprinterlis braucht ein Refresh. Zuhause haben wir mit Spraydose und Pinsel gearbeitet. Unsere Lackarbeiten sehen wirklich nicht toll aus. Hier in Ecuador wird das Sprinterli neu gespritzt.
Am Campingplatz zurück sind inzwischen die lieben Schweizer Nelli und Toni eingetroffen mit einem Iveco-Traummobil. Über den Preis dieses Womo's sprechen wir hier nicht!
Am 21.6. abends besuchen wir das Inti Raymi Fest der Indios im Ort (Sonnwendfeier).
Wir brechen auf. Es geht Richtung kolumbianische Grenze. Einen ersten Stop machen wir in Tulcan. Hier gibt es den vielleicht witzigsten Friedhof der Welt. Der Friedhofsgärtner schnipfelt in die Hecken Figuren, Formen.... was ihm gerade so einfällt. Hier eine kleine Auswahl. Wir schlendern heiteren Fußes durch den Friedhof.