Wir bewegen uns von El Chalten aus weiter nördlich. Hier gibt’s auf der Westroute nur eine Wahl, die früher so gefürchtete Ruta 40. Sie ist in weiten Teilen entschärft weil bereits geteert. Zum Teil ist die neue geteerte Straße neben der alten Piste, man kann sie aber noch nicht befahren, weil die Brücken fehlen. Teilweise hat der Bau einer Teerstraße noch nicht begonnen. Im Dezember 2013 sind ab Tres Lagos nördlich noch rund 200 km Piste – der unterschiedlichsten Art: Teils feines Wellblech, wo man mit 80 km/h drüberbrettern kann als wär’s eine Teerstraße, teils der ganz üblen Sorte mit tiefen Spurrillen oder mit Loch an Loch. Eigentlich sind dann schon 10 km/h zuviel. Den Truckern ist es egal ob Teer oder Piste. Selbst große 40-Tonner rasen hier mit 60 oder gar 80 km/h drüber – und wenn sich die Piste auf eine Spur verengt - links und rechts nur tiefer Schotter ist - meinen die Könige der Landstraße, alle entgegenkommenden Fahrzeuge müssen sich in Luft auflösen – sie weichen keinen Zentimeter zur Seite.

Uns beschert die Routa 40 zwei kleine Pannen: Ein Nagel bringt einen Reifen zum Zerfetzen, ferner verirrt sich ein Stein in unsere Windschutzscheibe.

Zwei Straßen mit gleichem Ziel: Eine Schlechte und eine Gute, aber die Gute ist noch nicht befahrbar
Zwei Straßen mit gleichem Ziel: Eine Schlechte und eine Gute, aber die Gute ist noch nicht befahrbar
Gut getarnt am Straßenrand: Nandu-Mutter mit 11 Kindlein
Gut getarnt am Straßenrand: Nandu-Mutter mit 11 Kindlein

Zerfetzter Reifen - beruhigend, dass wir zwei Ersatzrreifen haben.
Zerfetzter Reifen - beruhigend, dass wir zwei Ersatzrreifen haben.
Steinschlag an der Windschutzscheibe - 1 cm Durchmesser
Steinschlag an der Windschutzscheibe - 1 cm Durchmesser

In der Ortschaft Perito Moreno geht es von der Ruta 40 ab zum Grenzübergang Los Antiguos/Chile Chico Richtung Carretera Austral. An der Grenze muss eine deutsche Familie den Reservekanister leeren, wir mit den 110 l Zusatztank fallen diesbezüglich nicht auf! Am Südufer des Lago General Carrera bekommt die Ruta 40 noch eine Steigerung: Teils betonierter, teil loser Schotter, enge, uneinsichtige Haarnadelkurven, oft nur einspurig und nur wenig Ausweichmöglichkeiten. Die hoch oben über dem See reingehauene Straße ist oft sehr steil und ohne Leitplanken, dazu der gnadenlose patagonische Wind und Truckfahrer im Rausch der Geschwindigkeit - gottlob mit wenig Verkehr. Nach 40 km flüchten wir erstmal zum Luftholen in die Pampa. Ein Gaucho reitet in Begleitung von paar Hunden um 22.00 Uhr nachts an uns vorbei und wundert sich. Als er im Mondlicht unsere Aufschrift „Alemania“ liest nickt er verständnisvoll, lacht und reitet weiter. Was hat der sich wohl gedacht?

Flucht in die Pampa: Nur keine Piste mehr - für heute!
Flucht in die Pampa: Nur keine Piste mehr - für heute!
Christbaum vorm Kindergarten in El Maiten - und Stille Nacht, heilige Nacht tönt's aus dem Lautsprecher
Christbaum vorm Kindergarten in El Maiten - und Stille Nacht, heilige Nacht tönt's aus dem Lautsprecher