El Salvador hat die zweithöchste Mordrate der Welt. Das ist auch nicht viel besser als Honduras. Doch nach zwei Grenzübergängen an einem Tag brauchen wir erstmal Erholung.

 

Die Grenzübergänge in Südamerika waren relativ problemlos: Die Grenzer waren im allgemeinen freundlich, korrekt und haben zügig abgefertigt. Hier in Zentralamerika bei den sog. „Bananenstaaten“ ist ein Grenzübergang anstrengend.

 

Schon ein paar Kilometer vor der Grenze muss man die vielen Tramitadores (Grenzhelfer) abschütteln. Sie hängen an einem wie die Kletten und wollen mindestens 20 USD verdienen. Man braucht sie nicht wirklich, denn die Grenzformalitäten kann man selbst erledigen – nicht immer leicht aber es geht.

 

Viel Geduld erfordert die Arbeitsauffassung mancher Grenzer. Da unterhalten sich z.B. zwei Damen bei der Immigration eine halbe Stunde(!) über ihre Kinder, zeigen sich die Fotos, senden und empfangen SMS und singen Eiapupaia ins Telefon zu ihren Kids, egal wie viele Leute Schlange stehen und auf ihre Einreisestempel warten.

 

Kopfschütteln muss man über die Unfähigkeit mancher Zöllner. Da geb’ ich z.B. meine 13-stellige Telefonnummer an, aber der Computer hat nur 8 Stellen dafür übrig. Meinen Vorschlag, nur die letzten 8 Nummern zu nehmen bereitet dem Zöllner in El Salvador ein Kopfzerbrechen von einer Viertelstunde(!). Es kommen aber noch weitere 50 Punkte, die im Formular abzuarbeiten sind und die sind nicht weniger schwierig.

 

Die unsägliche Papierflut verwirrt selbst die Grenzer. Sie zählen und zählen die Kopien, schieben sie von rechts nach links und von links nach rechts, machen Stempel drauf und legen sie zur Seite, kontrollieren, ob sie nicht einen Stempel vergessen haben… Von 5 Seiten braucht man jeweils 3 Kopien. Natürlich sind wir darauf vorbereitet und haben von Fahrzeugschein, Führerschein und Reisepass jede Menge Kopien, aber von den aktuellen Ausreise-/Einreisestempeln nicht. Absurd zu glauben, der Zöllner solle sich die Kopien doch selbst machen, nachdem er mit Kopiergeräten bestens ausgestattet ist. Wir sind ja willig, die Kopien zu liefern, wenn es einen Copyshop gäbe, der geöffnet hat. Nein, ich muss zurück ins Herkunftsland, aus dem wir gerade ausgereist sind, um die Kopien anzufertigen – illegal natürlich, da ich den Ausreisstempel bereits im Pass habe. Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn mich einer mit diesem Reisepass - illegal eingereist – erwischt. Gut, dass es bei den Stadtgrenzen so chaotisch zugeht, dass man nicht auffällt. Das Bezahlen der Kopien in der passenden Währung ist noch das kleinste Problem, da es genug fliegende Geldwechsler gibt. Man muss nur die Kurse im Kopf haben, denn diese Halunken wollen aus Unwissenheit Profit schlagen – oder man hat genügend 1-Dollar-Noten dabei, die nimmt man meist ebenso.

 

Schließlich ist es glutheiß: Die Grenzer sitzen in klimatisierten Räumen, wir stehen bei Temperaturen nicht unter 40 Grad draußen. Die Fenster sind immer in einer Höhe angebracht, für die es zum Stehen zu niedrig zum Knien aber zu hoch ist. So steht man schweißtriefend eingeknickt halbhoch mit schiefem Kopf vor dem Guckloch, um mit dem Zöllner das Formular für die vorübergehe Einfuhr des Fahrzeugs am Computer auszufüllen. Man kann sich glücklich schätzen, wenn man eine Grenze in zwei Stunden erledigt hat!

 

 

 

Santi mit Frau und Kind
Santi mit Frau und Kind

Erster Anlaufort in El Salvador ist Playa El Cuco wegen der Empfehlungen anderer Reisenden. Wir bekommen aber keine Erlaubnis, dort zu stehen – warum auch immer. Andere Anbieter sind unverschämt. Sie wollen 25 USD für nix, haben weder Toilette noch Dusche, geschweige WIFI. Sie sagen ganz offen, dass wir reiche Amerikaner seien und das auch bezahlen könnten. Unsere Antwort, dass wir arme Deutsche seien zieht nicht. So sind wir auf der Suche nach Notfallplätzen (Polizeistation, Tankstelle), als uns Santi über den Weg läuft. In seiner Halle bleiben wir für eine Nacht – eingesperrt mit Vorhängeschloss. Das ist auch notwendig, denn es kommt ein Verrückter vorbei und rüttelt wild am Tor.

 

 

 

Wegen der Hitze flüchten wir in die Berge nach Alegria. An der Laguna Alegria kann man für 2 Dollar übernachten. Wir fühlten uns dort nicht so wohl und fahren zurück in den Ort Alegria.

 

 

Beim Hotel Cartagena übernachten wir für 5 USD. Die Preisverhandlungen gestalten sich wie folgt: Der Chef möchte 20 USD, ich biete ihm 2 USD. Er will darauf hin 10 USD, ich schüttle den Kopf worauf er meint, 5 USD gingen auch, weil es ja ein kleines Wohnmobil ist.

 

Ein Musiker kommt vorbei und spielt uns unaufgefordert ein Ständchen vor. Wir denken, wenn ein Kaffeepflücker am Tag für 10 Stunden harter Arbeit 5 Dollar verdient, so ist der Musiker mit einem Dollar für 5 Minuten musizieren fürstlich bezahlt. Falsch! Er gibt sich hinterher mit einem Dollar nicht zufrieden und fordert dreist – als wäre das selbstverständlich – zwei Dollar.

 

Das ist uns bereits in Nicaragua aufgefallen: Hier herrscht die Einstellung vor: Ich arm – du reich – also schieb die Kohle rüber. Das war in ganz Südamerika nicht so, selbst im armen Peru nicht.

 

Im Turicentro Zacatecoluca gibt es eine beachtenswerte Anlage: Naturbelassener Dschungel mit angelegten Flüßchen und Balenarios. Glasklares Wasser strömt durch die gesamte Anlage, so dass man überall im erfrischend kühlen Wasser baden kann.
Im Turicentro Zacatecoluca gibt es eine beachtenswerte Anlage: Naturbelassener Dschungel mit angelegten Flüßchen und Balenarios. Glasklares Wasser strömt durch die gesamte Anlage, so dass man überall im erfrischend kühlen Wasser baden kann.
Der Rotaugenfrosch auf  einer Heliconie im Turicentro Zacatecoluca - aufgenommen von Kordula (eine fotographische Meisterleistung)
Der Rotaugenfrosch auf einer Heliconie im Turicentro Zacatecoluca - aufgenommen von Kordula (eine fotographische Meisterleistung)

 

 

 

Da liegen etwa 50 Surfer auf der Lauer nach der peferkten Welle, denn El Tunco gehört zu den 10 besten Surf-Spots – weltweit.

 

Zurück in die kühlen Berge: In El Salvador gibt es Freizeitanlagen für Staatsbeamte - strengstens mit Security gesichert. Wir fragen in der Anlage Centro Obrero, ob wir dort stehen können. Freilich, aber eine Nacht in einer Cabana müssen wir bezahlen (14 USD). Wir stehen dort drei Nächte.

 

Sonntag, 21.09.2014: Diese Freizeitanlage ist Start und Ziel für den Halbmarathon um den See Coatepeque. Die Veranstaltung beginnt krachert: Um 6.00 früh werden wir von der Musik  aus gigantischen Lautsprechern geweckt.

 

Im Nationalpark Los Volcanes wird auf der Straße die Jocote-Frucht verkauft. Wir kennen diese Frucht nicht, kaufen für einen Dollar 20 Stück und lassen uns zeigen, wie und was man von dieser Frucht isst. Sie schmeckt wie Birne. Es ist aber nicht viel dran, weil der große Kern ausgespuckt werden muss.

 

Die Ruta de las Flores sollte ein „Prachtexemplar des salvadorianischen Tourismus“ sein. Wir finden, hier hat es nicht mehr Blumen als anderswo in El Salvador. Da hat wohl ein guter Tourismusmanager die Werbetrommel gerührt. Dennoch ist die 36 km lange Strecke landschaftlich ganz reizvoll. Bunt sind vor allem die Häuser in Ataco.

Blumen - aber an die Häuser gemalt, nicht im Garten
Blumen - aber an die Häuser gemalt, nicht im Garten
Weitere Häusermalereien ...
Weitere Häusermalereien ...
...in Ataco
...in Ataco

 

Letzter Stopp in El Salvador sollten die heißen Quellen von Santa Teresa sein. Doch einen Kilometer davor sind die Termales de Alicante. Die erscheinen uns sympathischer – zwei Tage Entspannung pur! Leider hab’ ich mir dort durch den ständigen Wechsel heiß/kalt eine Erkältung geholt.

 

 

Die Ausreise aus El Salvador (bei Las Chinamas) ist genauso schlimm wie die Einreise. Die Grenzer sind korrekt und freundlich aber die Organisation der Zollabfertigung ist katastrophal: Wir müssen uns beim Zoll (wieder) in die Schlange der LKW-Fahrer einreihen und es gibt zudem keine Trennung zwischen Einfuhr und Ausfuhr. Das ist für uns übel, denn während die Trucker mit einem Bündel Papier von etwa 5 cm Dicke (alles dreifach kopiert) auf die Abfertigung warten haben wir nur ein einziges Blatt. Dieses muss abgestempelt und zudem muss unser Sprinter im Computer ausgetragen werden. Dies zusammen dauert effektiv 30 Sekunden während die Abfertigung pro Brummi-Fahrer meist etwa 30 Minuten dauert. All meine Bitten finden beim Türsteher keine Gnade. So stehen wir zwei(!) Stunden in der Schlange für einen Vorgang, der 30 Sekunden dauert. Diese Ineffizienz kann doch eigentlich kein Mensch aushalten –oder? Kordula bewahrt mich vor einem Wutausbruch. Bevor wir über die Brücke nach Guatemala fahren können hat ein Grenzer noch ein „Problem“ in unseren Papieren gefunden - welches sagt er uns nicht. Es löst sich allerdings nach einer halben Stunde in Luft auf. Da will einer einfach seine Macht über uns zeigen, anders kann man das nicht erklären.