Von Uyuni nach Potosi führt eine neue Teerstraße. Nach der Lagunenroute ist es geradezu erholsam, am Altiplano bei phantastischer Landschaft auf etwa 4000 m Höhe dahin zu zuckeln.

Tiefe Schluchten mit schönen Stellplätzen, wenn man runterkäme
Tiefe Schluchten mit schönen Stellplätzen, wenn man runterkäme
Rinderzucht ist trotz Wasser offenbar nicht moeglich - man sieht nur Lamas
Lamazucht bringt offenbar mehr Gewinn als Rinderzucht - man sieht nur Lamaherden

Winzige Ortschaften in Lehmbauweise ...
Winzige Ortschaften in Lehmbauweise ...
... und Vicuna-Herden saeumen den Weg
... und Vicuna-Herden saeumen den Weg

Dreh- und Angelpunkt von Potosi ist der Cerro Rico (reicher Berg). Seit über 500 Jahren wird dieser Berg ausgebeutet und man kann es kaum glauben, dass dort noch was zu holen ist. Die Mineros erzählen uns bei unserer Minentour, dass oben am Berg alles abgebaut ist. Also sprengen sie weiter in die Tiefe. Dort gibt’s noch Silber, Zink und Zinn. Tatsächlich sehen wir Löcher, deren Tiefe wir mit unseren Stirnlampen gar nicht absehen können.

 

 

 

 

Unsere Minentour beginnt mit dem Einkauf von Geschenken für die Mineros im Minero-Mercado. Man hat im Wesentlichen die Auswahl zwischen Schnaps (96%ig!), Dynamit und Coca-Blätter. Wir denken, Coca-Blätter sind noch am ungefährlichsten und kaufen einen Sack davon. Dann werden wir eingekleidet mit Gummistiefel, Schutzkleidung samt Helm und Stirnlampe.

Kordula in Staub gehüllt
Kordula in Staub gehüllt

Es geht rein in den Stollen - stark gebückt oder man kriecht - und trotzdem haut man sich den Schädel (Helm) immer wieder an der Decke an – also nix für Große und Dicke. Zuerst watet man durch fast knietiefes Wasser, dann wird’s staubig. Mineros kommen entgegen und tragen große Säcke mit Steinen gefüllt, sicher so etwa 20 kg. Wie packen die das bloß?  Wir sind auf etwa 4400 m Höhe und haben zu tun, uns selbst dahin zu schleppen. Es geht weiter - immer abwärts (oben gibt’s ja nix mehr). Plötzlich zwei Detonationen: Ausgerechnet wenn wir da unten sind müssen die sprengen. Es rieselt Steinchen von der Decke – stabil ist anders. Blitzartig kommt eine Staubwolke geschossen und es stinkt fürchterlich. Unser Guide sagt, das ist nur Dynamit. Wir sollen uns 10 Minuten mit einem Mundschutz hinsetzen, bis der Staub sich gelegt hat. Kordula nimmt’ s gelassen, ich weniger: Ich denke an den Berg wie schweizer Kaese, den morschen, provisorischen Deckenbalken...

 

Wir kommen zu Tio, dem Schutzheiligen der Bergleute. Dieser bekommt ebenso Geschenke, von uns ein paar Coca-Blätter uebergestreut. Heute ist er mit Konfetti geschmueckt wegen des morgigen Minero-Festes. Unser Guide (die Frau links vom Tio) erzaehlt uns die 500-jaehrige Geschichte des Cerro Rico und seinen Mineros.

Wir kraxeln auf Fels und Geroell, dann auf über 20m-langen Leitern, weiter abwaerts. Schliesslich treffen wir die Mineros, die vor einer halben Stunde – noch viel weiter unten - gesprengt haben. Seelenruhig sitzen sie da und haben die Backen voller Coca-Blätter – und schieben immer noch weitere nach. Über unseren Sack dieser Aufputsch-Blätter freuen sie sich und erzählen von ihrer Arbeit. Die Familie ist jetzt selbständig im Rahmen der Cooperativa. Der Gewinn gehört ihnen zum großen Teil selbst. Sie sind also nicht mehr – wie früher – Sklaven, die unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen. (Che-Guevara laesst gruessen).  Wir denken, sie verdienen jetzt wohl mehr aber die Arbeitsbedingungen haben sich seit Jahrhunderten kaum geaendert. Am Ende plagen wir uns in die Höhe und sind froh, nach 2 Stunden wieder Tageslicht zu sehen.

 

 

 

Das Minero-Festival wird ausgelassen mit viel Alkohol gefeiert

 

 

 

 

Am letzten Tag in Potosi besuchen wir die Kirche San Lorenzo, weil wir diesen Gang ins Unterirdische heil ueberlebt haben. Das Portal ist uebrigens mit vielen indigenen Schnitzereien  und Saeulenfiguren der indigenen Gottheiten verziert.